Informationen

André Morin
Serge Lemoine dans les passerelles de la manufacture Van Nelle à Rotterdam

Tirage argentique
22 x 14,7 cm
Années 1980

Biografie

1943 geboren war Serge Lemoine Universitätsprofessor, Museumsdirektor, Organisator zahlreicher Ausstellungen in Frankreich, sowie in der ganzen Welt und Autor einer Vielzahl von Publikationen über Kunst.

Es kam unerwartet.
Schon als Jugendlicher zeichnete er, machte sich mit der Schwarz-Weiß-Fotografie vertraut, zierte seine Schulhefte mit Zeichnungen und begann mit Gouache zu malen. Zwei Lehrer, die seine Berufung erkannten, waren für seine Entwicklung entscheidend: Im Gymnasium war es der Zeichenlehrer André Guédron, der ihm die Lektüre von André Lhotes Traités du paysage et de la figure und der Zeitschrift L’OEil empfahl und ihm ein Buch über das Bauhaus schenkte; an der Universität förderte Jacques Thuillier, ein Professor für Kunstgeschichte und heimlicher Künstler, seine Praxis und bat ihn, in der Faculté des Lettres in Dijon eine Ausstellung seiner Bilder und der anderer Studenten zu organisieren. Seine Lehre ergänzte die von André Guédron: Man muss Lhote und Heinrich Wölfflins Grundprinzipien der Kunstgeschichte studieren, um die Lektüre eines Gemäldes, einer Skulptur, oder eines Architekturwerks durchführen zu können.

Sans titre

Kodachrome
1964

Sans titre

Kodachrome
1966

Sans titre

Kodachrome
1965

Sans titre

Kodachrome
1970

Sans titre

Tirage argentique
13 x 18 cm
Années 1990

Wie kann man unterscheiden, ob man malt, um die Kunst besser zu verstehen, um sie weiterzugeben, oder ob man aus Berufung malt: Für Serge Lemoine sind beide eins.

Von André Lhote bis zum Bauhaus, von Piet Mondrian und Bart Van der Leck bis zu Max Bill und Richard Paul Lohse ist der Weg vorgezeichnet: der Weg zu einer rationalen, unsentimentalen, abstrakten Praxis mit einfachen, geometrischen Formen in einer Komposition, in welcher alle Elemente begründet sind.
Der gleiche Prozess der Geometrisierung ist in der alten Malerei zu sehen. Ein Beispiel dafür ist die Kreuzabnahme des Rosso (Pinakothek von Volterra), die Serge Lemoine schon früh bewunderte, in welcher die Akzente auf Vertikale, Horizontale und Schräge gelegt werden, während die Volumen betont und die Farben neu zusammengesetzt werden.

Zuspruch bekam er bereits früh: Jesus-Rafael Soto erwarb von Ihm als Erster ein Bild für sein Museum in Venezuela, Pierre Quarré wählte ein gerade fertiggestelltes Bild für das Musée des Beaux-Arts in Dijon aus, dessen Hauptkonservator er war. Ohne sich für eine Karriere als Maler zu entscheiden widmete er sich der Forschung und Lehre und setzte seine künstlerische Tätigkeit je nach verantwortlichen Positionen mit mehr oder weniger Intensität fort.

Die Künstler, über die Serge Lemoine schrieb und die er bekannt zu machen geholfen hat, waren seine Lehrmeister. Alle waren rational, aber letztlich doch unterschiedlich: Aurelie Nemours ist kein François Morellet, kein Jan Schoonhoven und schon gar nicht Camille Graeser oder Auguste Herbin. Viele derjenigen, die er bewundert hat, wollten ihr malerisches Schaffen auf Grafikdesign und Architektur ausweiten, zwei Ausdrucksformen, die ihn begeisterten: Er selbst entwarf Plakate und Möbel, organisierte Ausstellungen und schrieb Bücher.

Sans titre

Tirage argentique
13 x 19 cm
2017

In seinen Anfängen in den 1960er Jahren war es die Fotografie, zunächst Farbdias zu Themen wie Architektur und Stadt, die es ihm ermöglichte, ein Programm aus Projektionen zusammenzustellen, dann auf Papier gedruckte Schwarz-Weiß-Fotografie mit unverändertem Bildausschnitt, bei der das Thema Stadt dominiert mit den Gebäuden, Bahnsteigen und Gerüsten, vor allem aber dem Licht und Schatten und oft auch der Blendung des Gegenlichts, das die Details zugunsten der Formen auslöscht.

Seine ersten, bereits abstrakten und geometrischen Bilder sind von der Sensibilität und der Vorliebe für die Materialität geprägt. Kompositionen, die auf einem rationalen System basieren und vor ihrer Ausführung lange ausgearbeitet werden, folgen später. Sperrholz ist wegen seiner Steifheit der bevorzugte Bildträger, einige wenige Großformate sind auf Leinwand.

Diese Werke werden mit Ölfarbe auf eine fettige Spachtelmasse gemalt, um einen Freskeneffekt zu erzielen. Die anschließende Acrylmalerei ermöglicht es ihm, die gewünschte Neutralität in der Faktur zu erreichen. Serge Lemoine verwendet die Grundfarben, die variieren, gedämpft oder sehr stark, das Gelb zunächst sehr warm und dann sauerer, sowie Schwarz und Weiß.

Bauhaus

Tirage argentique
13 x 18 cm
1992

Das Wesentliche liegt in der Beziehung der Komposition zum Format, in das sie sich einfügt: das Quadrat, ein bevorzugtes Format, das auch auf der Spitze präsentiert wird, viele Tondi, das Dreieck, Polygone, ausgeschnittene Medien, von denen einige das Zentrum ausgehöhlt haben. Außerdem eine echte Vorliebe für kleine Formate.

Überall finden sich Collagen, die Papiere, Fotografien und verschiedene Materialien zusammenfügen, die in einem ebenso dadaistischen wie konstruktivistischen Geist gesammelt wurden, nach dem Vorbild von Kurt Schwitters, den Serge Lemoine in Frankreich bekannt gemacht hat. Sein Interesse für den Buchstaben führte ihn dazu, ein systematisches Alphabet für Huldigungsbilder/ tableaux-hommages an die Künstler, die er bewunderte, an seine Bekannten, Freunde und Familie zu erfinden.

Die Erforschung der Form des Bildträgers führte dazu, dass er die Form des Retabels und des Polyptychons wiederfand, sowie zur Wiederverwendung alter Bilderrahmen, eine andere Art, die Collage zu begreifen. Diese Vorgehensweise findet ihren Höhepunkt in dem Triptychon, das 2023 für den Chor einer Kirche in Burgund gemalt wurde.

Kolleltionen

Musée des beaux-arts, Dijon
Fondation Soto Ciudad Bolivar, Vénézuela
Médiathèque Jean Jaurès, Nevers
Musée Ingres-Bourdelle, Montauban
Viele private Sammlungen

Danksagungen

Diese Website, die die künstlerische Arbeit von Serge Lemoine von 1959 bis heute vorstellt, wurde dank Marianne Le Pommeré realisiert, die die Gesamtleitung übernommen hat;
André Morin und Marie Clérin, die die gesamte Fotografie der abgebildeten Werke übernahmen; Louise Lemoine, die die schwere und heikle Aufgabe übernahm, das Ganze zu ordnen; die Agentur Vertical für die Gestaltung der Website; Annabell Wolf, die den Text aus dem Französischen ins Deutsche übersetzte, sowie Marie Lemoine für die Übersetzung ins Englische.

Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich für ihre Mitarbeit und ihr Engagement gedankt.

Magny-Lambert, Paris, Basel
2024